Asbest – versteckte Gefahr
Seine vielen Vorzüge machten es zum beliebten Baustoff – bis seine Nebenwirkungen erkannt wurden: Asbest. Im Gebäudebestand stecken noch Millionen Tonnen asbesthaltigen Materials. Und die von den krebserregenden Fasern ausgehende Gefahr ist präsenter denn je. Derzeit werden viele Häuser saniert, die in der Zeit errichtet wurden, in denen Asbest massenhaft verbaut wurde. Bauherren und Heimwerker, die alte Materialien selbst herausreißen, um ihr Budget zu schonen, gefährden die Gesundheit von sich und ihrer Familie.
Hier beantworten wir Ihnen die häufigsten Fragen rund um das Thema Asbest:
- Was ist Asbest, wann und wie wurde er eingesetzt?
- Inwiefern ist Asbest gesundheitsgefährdend?
- Welche Formen von Asbest gibt es?
- Wie kann man Asbest erkennen?
- Was sollte man tun – und was lassen?
- Wo kann ich mich weiterbilden?
- Wie kann ich den aktuellen Bearbeitungs-Status erfahren?
- Wie ist die Nachweisgrenze?
Was ist Asbest, wann und wie wurde er eingesetzt?
Asbest bedeutet im Altgriechischen so viel wie „unvergänglich“. Dieses Attribut erklärt die zeitweilige Beliebtheit der natürlich vorkommenden Silikatmineralien. Das aufbereitete Material ist sehr fest, aber formbar, hitze- und säurebeständig, wärme- und schalldämmend, leicht zu verarbeiten und zudem sehr günstig. Asbest galt der Bauindustrie vor allem in den 1960er- bis 1980er-Jahren als „Wunderfaser“ – die in mehr als 3.000 Produkten millionenfach auf Grundstücken und in Häusern deutschlandweit verbaut wurde. Man nutzte Asbest in Dach-Wellplatten, Wand- und Bodenplatten, im Dämmmaterial von Fassaden, in Brandschutztüren, Heizkörperverkleidungen und Hohlraumabdichtungen, auf der Unterseite von PVC-Böden, in Estrich, Fliesenklebern, Spachtelmasse und Dichtungen, aber auch in Abwasserrohren und Blumenkästen. Erst 1993 wurden Herstellung und Verwendung in Deutschland verboten.
Inwiefern ist Asbest gesundheitsgefährdend?
Durch Abrieb, Brechen oder Verwitterung von asbesthaltigem Material freigesetzte Asbestfasern sind für den Menschen äußerst gefährlich. Ihre problematischste Eigenschaft ist es, dass sie sich der Länge nach in feinste, lange, lungengängige Fasern aufspalten. Einmal eingeatmet, setzen sie sich oft tief in der Lunge fest, wo sie wegen ihrer Form und Widerstandsfähigkeit praktisch nicht abgebaut werden. Schädigt eingeatmeter Asbeststaub das Bindegewebe und führt zu Lungenfunktionseinschränkungen bis hin zur Ateminvalidität, spricht man von Asbestose. Selbst in kleinsten Mengen üben Asbestfasern in der Lunge einen ständigen Entzündungsreiz aus, der sich zu Narben oder einem Tumor auswachsen kann. Häufig zieht das nach Latenzzeiten von mehreren Jahrzehnten noch schwerere Erkrankungen nach sich. Asbest ist ein großer Risikofaktor für Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) und einer der häufigsten Auslöser eines Rippen- und Lungenfelltumors (Pleuramesotheliom).
Welche Formen von Asbest gibt es?
Chemisch werden sechs asbestartige Minerale unterschieden. Drei davon wurden als „Weiß-, Blau- und Braunasbest“ industriell am häufigsten genutzt und sind daher besonders geläufig. Wichtig für den Verbraucher ist die Differenzierung in fest und schwach gebundenen Asbest. Als Hartasbest und Asbestzement, zum Beispiel in Fensterbänken, ist Asbest sehr fest mit dem eigentlichen Baumaterial verbunden. Belässt man ihn dort, geht hiervon eine geringe Gefahr aus. Wird das Material jedoch angebohrt oder grob beschädigt, werden die Fasern freigesetzt. Weitaus problematischer sind schwach gebundene Asbestfasern, etwa in Spritz- und Weichasbest, wie er als Aufspritzmasse, in Beschichtungen, Ummantelungen oder Putz verwendet wurde. Aus solchen Produkten können sich Asbestfasern bereits durch leichte Erschütterungen oder Luftzug lösen. Wird das Material geschliffen, gebohrt oder geflext, besteht höchste Gefahr für die Gesundheit! Freigesetzten Asbestfasern wieder Herr zu werden, ist schwierig: Sie schwirren für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar durch die Luft, lagern sich ab und werden erneut aufgewirbelt.
Wie kann man Asbest erkennen?
Seine umfangreiche Verwendung in Verbindung mit vielfältigen anderen Materialien macht es sehr schwer, Asbest zuverlässig zu identifizieren. Zumal der Anteil der Asbestfasern am Material je nach Anwendung erheblich variiert. Die Verbundstoffe können schwer oder leicht, hart oder brüchig sein. Selbst erfahrene Fachleute mit Hintergrundwissen über Baustoffe und ihre Verwendung können Asbest durch bloße Inaugenscheinnahme nicht zweifelsfrei erkennen. Für den Laien ist es unmöglich, mit Sicherheit festzustellen, ob ein Material asbesthaltig ist oder nicht. Einen Anhaltspunkt liefert die Information, wann das betreffende Gebäude erbaut wurde. In nach 1993 errichteten Gebäuden sollten normalerweise keine asbesthaltigen Materialien mehr genutzt worden sein. Gewissheit bringt jedoch erst die Entnahme einer Materialprobe und deren mikroskopische Untersuchung im Labor. Entsprechende Sets zur Probenahme und Einsendung bietet TÜV Hessen an. Das Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung liegt nach wenigen Tagen vor.
Was sollte man tun – und was lassen?
Beim Umgang mit Stoffen, die möglicherweise Asbest enthalten, sind wohlüberlegtes Vorgehen und äußerste Vorsicht oberste Gebote. Handschuhe und Mundschutz sind stets zu tragen. Auf keinen Fall sollte verdächtiges Material wie Fußbodenbeläge oder Dämmungen selbst herausgerissen werden. Diese sorgsam durchzuführenden Arbeiten sollten Fachleuten überlassen werden, um Staubaufwirbelung und damit eine Verunreinigung der Raumluft zu minimieren. Das gilt umso mehr für Produkte, die schwach gebundenen Asbest enthalten. Eine Asbest-Sanierung muss von einem Fachbetrieb durchgeführt werden. Die Entsorgung asbesthaltiger Stoffe unterliegt strengen Regeln. Sie gelten als gefährlicher Abfall („Sondermüll“). Diese werden, da bislang kein befriedigendes Verwertungsverfahren gefunden wurde, in speziellen Deponien gelagert.
Wo kann ich mich weiterbilden?
Weiterbildungen können bei der TÜV SÜD Akademie besucht werden. Hier werden Sachkundelehrgänge Asbest gemäß TRGS 519 angeboten. Buchbar sind die Veranstaltungen unter folgendem Link: https://www.tuev-sued.de/akademie-de/seminare-technik/gefahrstoffe/
Wie ist die Nachweisgrenze?
Die Nachweisgrenze für Asbest beträgt 1 %. Geringere Nachweisgrenzen auf Anfrage.
Ich habe bei TÜV Hessen einen Asbest-Test gekauft und meine Probe an das Labor geschickt. Wie kann ich den aktuellen Bearbeitungs-Status erfahren?
Unter der Durchwahl 069 7916-311 erfahren Sie, ob Ihre Probe bereits bei uns vorliegt und wie der Status der Bearbeitung ist.